Sie fliegt mit ihrem Board in einem atemberaubenden Tempo über das Wasser und heimst auf nationaler und internationaler Bühne Trophäe um Trophäe ein. Anaïs Mai Desjardins ist im Kitefoil, der jüngsten Disziplin im Kitesurfen, ein echter Champion! Wir haben mit der 19-jährigen Französin mit Wohn- und Trainingsort Dünkirchen (an der nordfranzösischen Kanalküste) gesprochen. Die Medizinstudentin ist ehrgeizig und will nach der Corona-Pause wieder durchstarten.
Kitefoil, die atemberaubende Kitesurf-Disziplin
Trotz deines jungen Alters hast du bereits eine enorme Erfolgsgeschichte hingelegt: Französische Kitefoil-Champion 2019, Junior-Kitefoil-Europameisterin 2018, Open Kitefoil Weltmeisterin 2017 etc. Wann hast du mit dem Kitesurfen angefangen und wie bist du zum Kitefoil gekommen?
Ich habe mit 13 Jahren mit dem Kitesurfen begonnen, also 2013 auf Fuerteventura. Mein Vater war schon damals begeisterter Kitesurfer. Seine Leidenschaft für diesen Sport hat sich wohl – vielleicht schon als ich im Bauch meiner Mutter war – auf mich übertragen. Eines Tages kaufte sich mein Vater ein Tragflügelboot zum Kitefoilen, ich sah ihn ein Jahr lang Spaß damit haben. 2015 habe ich mich dann dazu entschlossen, es auch zu versuchen: Es war eine Offenbarung für mich. Nach der ersten Einheit habe ich mich in diesen Sport verliebt.
Was ist der Unterschied zwischen Kitesurfen und Kitefoil? Wie lange gibt es Kitefoil schon?
Der größte Unterschied zwischen Kitesurfen und Kitefoil ist das Gefühl auf dem Foil-Board: Man fliegt über das Wasser und es ist praktisch in jedem Gewässer möglich, diesen Sport auszuüben. Da die Flugbahn des Twintip (Kitesurf-Boards) eingeschränkt ist, lässt sich das Kitesurfen nicht an jedem x-beliebigen Ort durchführen. Beim Kitefoil wird weniger Wind als beim Kitesurfen benötigt, sodass man täglich trainieren könnte. Mit einem Tragflügelboot beziehungsweise Kitefoil-Board lässt es sich sehr schnell fahren. Kitefoil gibt es seit mehr als zehn Jahren.
Denken wir uns jetzt mal, dass wir keine globale Corona-Krise haben: An wie vielen Wettbewerben nimmst du in einem Jahr teil und wo finden sie hauptsächlich statt?
Vor der Corona-Krise hatte ich vor, an mehr Wettbewerben teilzunehmen, ungefähr 15. Und ich wollte weitere Trainingssessions mit dem französischen Kitefoiling-Team in Südfrankreich durchführen. Die Wettbewerbe finden normalerweise an sehr unterschiedlichen Orten statt, es gibt viele Wettbewerbe in Europa und Asien.
Wie bereitest du dich auf einen Wettbewerb vor und wie funktioniert eine solche Reise?
Um mich auf einen Wettkampf vorzubereiten, habe ich diverse Trainingseinheiten mit meinem Trainer auf dem Boot. Wir trainieren unter anderem, wie ein guter Start funktioniert, wie ich schneller werde, eine Boje gut überqueren kann … Ich habe auch Strategiekurse, wenn die Windverhältnisse nicht so optimal sind. Für die meisten Veranstaltungen muss ich das Flugzeug nehmen und es ist nicht gerade einfach. Ich muss meine gesamte Ausrüstung in ein übergroßes Gepäck packen und hoffe, dass es aufgrund der Abmessungen nicht am Flughafen verloren geht! Ich finde es sehr stressig, aber es gehört eben dazu. Da eine „Drachenreise“ (eine Reise mit einem Foil-Board) sehr teuer ist, suche ich immer noch Sponsoren, die mich bei meinem Projekt unterstützen.
Du studierst auch Medizin: Bist du eigentlich ein Kitefoil-Profi und trainierst täglich? Die Kite-Bedingungen an Ihrem Wohnort Dünkirchen dürften gut sein, oder?
Genau, ich studiere Medizin. Ich bin kein Profi! Aber als Spitzensportlerin habe ich flexible Zeitpläne an der Universität. Normalerweise lerne ich morgens. Dadurch kann ich meinen gesamten Nachmittag dem Kitefoil oder dem körperlichen Training widmen. Im Moment möchte ich mein Doppelprojekt fortsetzen, um zu zeigen, dass es möglich ist, sowohl zu studieren als auch Sport auf höchstem Niveau zu betreiben!