Foto: African Bush Camps

Die prachtvollen Dickhäuter sind immer noch die beste Imagekampagne. Mehr als 80 000 Elefanten sollen allein in Zimbabwe leben, und wenn sich eine Herde dieser tonnenschweren Kolosse in der Abenddämmerung an einem Wasserloch im Hwange-Nationalpark entspannt, scheinen alle Probleme des Landes eine Fata Morgana zu sein. Doch die Herausforderungen Zimbabwes sind real.

Die Dickhäuter sind überall.
Foto: Sven Busch

Die Aufbruchstimmung, die sich nach dem Sturz von Präsident Robert Mugabe im November 2017 breit gemacht hatte, ist längst der Wirklichkeit gewichen, dass die Versorgungskrise weiter den Alltag erschwert. 37 Jahre lang hatte der Tyrann sein Land an den Rand des Abgrunds geführt. Simbabwe ist hoch verschuldet. Mugabes Nachfolger Emmerson Mnangagwa konnte die angespannte finanzielle Situation seit seinem Amtsantritt bisher nicht entscheidend verbessern.

Wenigstens die monatelange Dürre hat ein Ende. Der Zambezi führt wieder ausreichend Wasser, und die magischen Victoria Falls sind wieder sehenswert.

Ausruhen für den nächsten Beutezug.
Foto: Sven Busch

Der breiteste Wasserfall der Welt ist das Wahrzeichen des Landes. Der nationale Tourismus Verband promotet das Naturparadies im Süden Afrikas als „Reich der Wunder“ und verspricht sich von der internationalen Werbekampagne „OneZimbabwe“ einen Besucherboom. Tatsächlich punkten die Safaris in den Nationalparks Hwange oder Mana Pools durch ihre Ursprünglichkeit und Authentizität. Überkommerzialisierung Fehlanzeige.

Simbabwe hofft mal wieder auf einen Neuanfang. Und benötigt ihn auch.

Somalisa Camp, Hwange National Park

Adresse: Hwange National Park, Simbabwe

Telefon: +27 21 701 0270

Internet: www.africanbushcamps.com

Ein Safari-Wunder kommt selten allein 

Die Zeit steht still, wenn das Hausboot „Umbozha“ gemächlich über den Kariba-Stausee schippert. Mit seiner 250 km Länge ist er einer der größten, von Menschenhand geschaffenen Seen in Afrika und genau das richtige Kontrastprogramm zum aufregenden Mana Pools Nationalpark. Das eigentliche Ziel der Begierde ist aber der Hwange in den Ausläufern der Kalahari Wüste an der Grenze zu Botswana. Der bedeutendste Nationalpark des Landes ist mit seinen 14 600 qkm fast sechsmal so groß wie Mana Pools und steht bereits seit 1928 unter Naturschutz.

„Jeder Elefant trägt seinen eigenen Rüssel“, sagen die Simbabwer. Viele Geheimnisse Afrikas sind schwer durchschaubar, aber bereits eine Safari verändert einen für immer. Im preisgekrönten Somalisa Camp im Herzen des Parks sind die Gäste Teil der Natur. Spätestens wenn sich die eigenen Sinne an den Busch gewöhnt haben und selbst kaum wahrnehmbare Bewegungen gefühlt werden, hat sich Simbabwes Zauber sanft in einem niedergelassen. Der Hwange zählt zu den artenreichsten Tierreservaten der Welt mit mehr als 100 Säugetieren, 400 Vogelarten und natürlich den „Big 5“.    

Foto: Sven Busch

Mächtige Elefantenbullen suhlen sich im trüben Wasserloch und genießen ihre Schlammdusche. Eine gesättigte Löwenfamilie versucht in Ufernähe, das erbeutete Zebra gegen die Geier zu verteidigen. Zwei lauernde Hyänen begutachten das Ganze, entscheiden sich aber gegen einen Annäherungsversuch. Kurz vor Sonnenuntergang verlassen die Flusspferde für die tägliche Nahrungssuche das Wasser, während ein Giraffenpaar im letzten Licht der Dämmerung an Akazienbäumen knabbert.  Jetzt geht der Spaß erst so richtig los.



Foto: Sven Busch

Luxus-Open Air mit Demut-Garantie

In komfortablen 4×4 Jeeps geht’s auf die Pirsch.
Foto: African Bush Camps

Location:

Ideal im Herzen des Parks. Knapp vier Autostunden vom Victoria Falls International Airport entfernt oder in einem 30-minütigen Flug zum Manga Airstrip und von dort aus 30 Minuten mit einem 4×4 Jeep zum Camp. Direkt vor dem Viewing Deck der eleganten Lodge liegt der Elephant Pool, ein Wasserloch, das zu jeder Tages- und Nachtzeit als natürliche Freilichtbühne dient. Das Safari-Paradies wurde 2006 inmitten von Akazienhainen gebaut und bereits 2015 komplett renoviert.

Glamourfaktor:

Im gemütlichen Community-Zelt lässt es sich aushalten.
Foto: African Bush Camps

Der König ist Stammgast. Mehr Glamour geht nicht. Und außer freiem Geleit äußern die Könige der Tiere noch nicht einmal Sonderwünsche. Trinkwasser ist zu jeder Jahreszeit ausreichend vorhanden. Hier gibt es weder Hof-Paparazzi noch royale Pflichten. Selbst die härtesten Burschen entdecken hier ihre weiche Seite, an den Orten im Hwange, die aussehen wie kurz nach der Schöpfung. Im Somalisa werden Natur und Ursprünglichkeit großgeschrieben, Nachhaltigkeit sowieso. Das ganze Camp ist auf Solarenergie ausgerichtet. Abends sorgen Öllampen für Licht. Weniger ist mehr. Ein Stück Erde, das der Seele gut tut und Demut lehrt. 

Wohlfühlfaktor:

Das luxuriöse Zelt-Chalet wird übrigens nicht abgeschlossen. Dafür steht ein Safe im Zimmer.
Foto: African Bush Camps

Mal ehrlich: Wann haben Sie zuletzt von der Badewanne aus wilde Tiere beobachtet?
Foto: African Bush Camps

Ein knisterndes Feuer mitten im Zimmer. Romantik pur.
Foto: African Bush Camps

Der urgemütliche Kamin, der Schaukelstuhl, die bunten Kissen und die Kudhinda-Sofas fallen schon bei der Ankunft auf. Das Gemeinschaftszelt geht nahtlos in das Panoramadeck mit dem Swimming Pool über und vermittelt eine Gefühl der Leichtigkeit und Freiheit. Die nur sieben Zelt-Chalets im Schatten von Akazien sorgen für exklusive Intimität. Jedes Zimmer hat eine uneinsehbare Veranda mit Hängematte zur ungestörten Tierbeobachtung. Das Kingsize-Bett mit riesigem Moskitonetz bietet einen freien Blick auf die Savanne. Gediegene Teakmöbel, ein Holzofen, Innen und Außendusche mit gutem Wasserdruck, zwei Waschbecken und eine freistehende Badewanne mit Aussicht komplettieren den romantischen Safari-Traum. Abends bekommt jeder Gast eine Somalisa Bedtime-Story aufs Kissen gelegt. Zum Sinnieren.

Food:

Head-Chef Adam Nyoni kommt strahlend aus der Küche. Es ist wieder soweit. Zeit, den Gästen, seine abwechslungsreichen Drei-Gänge-Menüs vorzustellen. Spinat Spanakopitas, würzige Hähnchen-Kroketten, Beef Kebab mit Butterkartoffeln, Bohnen und Knoblauchbutter, Schweinefilet Wellington, oder wie wär’s mit einem Zebra Burger à la Somalisa? Das frische Marktgemüse wird mehrmals die Woche aus Bulawajo gebracht. Dass dazu noch regelmässig Elefanten am Wasserloch trompetend für Begleitmusik sorgen – geschenkt.

Star-Winzer wie Miles Mossop und Bruwer Raats und einige edle Tropfen aus der südafrikanischen Stellenbosch-Region zieren die Weinliste. Zur Vorspeise einen leichten Chardonnay oder Cabernet und dann zum Hauptgang einen köstlichen Malbec. Sind wir wirklich mitten im Bush? Auch auf der Cocktail-Karte warten so einige Überraschungen: Flaming Flamingo, Zebra Kick, Monkey Business oder vielleicht doch lieber einen Bad Boy’s Delight? Nicht zu vergessen das köstliche Frühstück mit selbstgemachten Waffeln oder Pfannkuchen, Eiern aller Art, Obst, Joghurt, und frisch ausgepressten Säften 

Fitness/Wellness:

Die Natur eilt nicht. Oder wie Igor Strawinsky einmal gesagt hat: „Ich habe keine Zeit, mich zu beeilen.“ WIFI und Internet? Fehlanzeige. Ruhe, Stille und Langsamkeit gehen über alles im Somalisa. Gerade das Nichtstun setzt etwas in Bewegung. Es gibt keinen klimatisierten Gym mit High Tech-Geräten, und es werden auch keine Karten mit verschiedenen Joggingstrecken verteilt. Laufen ist gefährlich im Bush. Die Tiere sind sowieso schneller. Unvergesslich wertvolle Momente aber gibt es auch beim Stillsitzen und Innehalten zuhauf. Auf jeder Pirschfahrt offenbart die Tierwelt ihre Wunder. Reizüberflutung einmal ganz anders. Langsam. Mental-Wellness garantiert.

Den ganz besonderen Kick gibt’s bei Walking Safaris. Als Training für den nächsten Triathlon taugt der dreistündige Spaziergang bei sengender Hitze nicht, aber vielleicht als Inspiration, den perfekten Rhythmus für sich selbst zu finden.

Nashörner sehen nicht besonders gut, aber dafür können sie umso besser riechen.
Foto: Sven Busch

Service:

Die Besucher kommen als Gäste und gehen als Teil der Familie. Das ist das Credo im Camp. „Wir geben unser Bestes, dass sich unsere Gäste wie ein Teil der Natur fühlen“, sagt Assistant Manager Bongani Sibanda. Genau dieser Spirit aller Angestellten macht das Somalisa Camp zu einem sehr intensiven und ursprünglichen Afrika-Erlebnis. So wollte es Beks Ndlovu, der Gründer der African Bush Safaris, als er das Somalisa bauen ließ. Entspannung und Abenteuer bei Freunden.

Abendstimmung in der Savanne.
Foto: Sven Busch

Gesamtbewertung:

Busch-Fazit:

Stilvolles Camp mit Back to the roots-Safari.

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