Dschingis Khan ist überall. Und das, obwohl die Mongolei das am dünnsten besiedelte Land der Welt ist. Nur zwei Einwohner kommen auf einen Quadratkilometer, aber der Mongolenherrscher ist omnipräsent. Ob als Denkmal mitten in Ulan Bator, als monumentale Reiterstatue auf dem Weg zum Khökh Nuur-See oder im Stammland des Imperators, im Nordosten der Gobi-Wüste. Hat er seine kühnen Kriegspläne in den märchenhaften Lärchenwäldern der Taiga ausgeheckt? Oder in Karakorum, der ehemaligen Hauptstadt des mongolischen Weltreichs? In der Altai-Gebirgskette soll er sich versteckt haben, im Bergsee Terkhiin Tsagaan im gleichnamigen Nationalpark auf über 2.000 Metern Höhe, gebadet. Der weiße See liegt von September bis Mai oft unter einer dicken Eisschicht.
Die Winter sind hart in der Mongolei, so wie vieles in diesem faszinierenden Land eine Herausforderung ist, verkleidet als unausgesprochene Einladung zur Entschleunigung. Manchmal unbequem, aber immer unvergesslich. Freiheit, Einsamkeit, grenzenlos.
Anfang der 90er-Jahre, als die wirtschaftliche Lage verheerend war, erfuhr der Nomadismus einen Aufschwung. Back to the roots, zurück auf die saftig grünen Weiden, die noch immer dem Staat gehören.
Auch der darauf folgende Bergbauboom hielt nicht lange an. Dafür entdeckte das Land trotz allem Rohstoffreichtum den Tourismus als Wirtschaftsfaktor.
Mit Jurten-Romantik und der Wüste Gobi, diesem magischen Ozean aus Sand, als Verkaufsschlager.
Nach den langen Monaten der klirrenden Kälte präsentiert sich die Steppe jedes Jahr im Juni wie neugeboren. Wie von einer Zauberhand gemalt. Stahlblauer Himmel im Überfluss, die Stille ist hörbar.
Die Landschaft scheint einen Rhythmus zu haben, die dramatische Natur eine Seele, gestreichelt von den Menschen, die mit ihr im Einklang leben. Pferd, Kamel, Schaf, Ziege und Rind sind die Lebensgrundlage der Nomaden, die fünf Juwelen.
Die überall angebotene Stutenmilch passt zum Image des stolzen Reitervolks. Dschingis Khan soll sie jeden Abend getrunken haben…
Three Camel Lodge, Gobi Wüste, Mongolei
Adresse: 76 Peace Avenue (Suite 28), Ulan Bator, Mongolei
Telefon: +976 11 313 396
E-Mail: info@threecamellodge.com
Jurten-Romantik in der Oase des Lebens
Die Wüste lebt. Und schweigt. Beides gemeinsam, in Harmonie vereint. Jusla Urubschurov liebt die Endlosigkeit Gobis, in der mehr als 1000 verschiedene Tiere und Pflanzenarten den Lebensraum teilen. Auch der seltene Schneeleopard wurde schon gesichtet. Das städtische Grundrauschen Ulan Bators ist neun Autostunden entfernt, und doch ist die Stille nicht lautlos. Der säuselnde Steppenwind beruhigt, die unendliche Weite vermittelt fast etwas Meditatives. Die Augen sind gefesselt von der majestätischen Landschaft und den tiefen Wolken, die in gemäldeartigen Zuckerwatten-Formationen zum Greifen nah scheinen.
“Die Steppe gibt die Freiheit, die Steppe gibt das Glück“, sagen die Mongolen. Genau hier wollte Urubschurov seinem Land etwas zurückgeben. Genau hier wollte er sein Vermächtnis hinterlassen. Ein Luxus-Jurten-Camp. In der Gobi, der Heimat seines Vaters.
“Die Natur und ich sind befreundet, seit ich ein kleines Kind war“, sagte der 64-Jährige, der in der mongolischen Gemeinde in New Jersey aufwuchs und dort als Zimmermann zig Millionen verdient hat. “Ich habe die Three Camel Lodge nicht gebaut, um mit Mongolen in den Wettbewerb zu treten, sondern um den Mongolen zu helfen, mit dem Rest der Welt zu konkurrieren.“
Nachhaltige Luxusgers statt Plumpsklo, Champagner statt Stutenmilch. Seit 2002 werden die Gäste in den 40 Jurten der Three Camel Lodge verwöhnt. Wieviele Sterne das Refugium hat? So viele sie beim nächtlichen Naturschauspiel im Himmel bewundern können.
Location:
Perfekt, im endlosen Nirgendwo in der Provinz Süd-Gobi. 90 Autominuten mit einem 4×4 Geländewagen vom Airport in Dalanzadgad, der wiederum eine Flugstunde vom internationalen Flughafen in Ulan Bator entfernt ist. Östlich von der preisgekrönten Eco-Lodge liegen die Gurvan Saikhan Berge, Heimat der Argali Schafe, wilder Kamele, Geier, Gobi-Bäre und der seltenen Schneeleoparden. In unmittelbarer Nähe des Camps wartet ein prähistorischer Ausflug zu den atemberaubenden Sandstein-Felsformationen “Flaming Hills“, die bei Sonnenuntergang wie brennende Klippen aussehen. Hier wurden zahlreiche versteinerte Dinosaueriereier und andere gut erhaltene Fossilien gefunden, zum Beispiel ein Tarbosaurus, der mit dem Tyrannosaurus Rex verwandt ist
Glamourfaktor:
Hollywood-Superstar Richard Gere war schon zweimal hier, aber der wahre Star ist die Landschaft. Im Sommer und im Winter. Die Altai-Bergkette verzaubert in der Ferne, in der Steppenidylle direkt vor der Lodge grasen Pferde, tagsüber strahlt intensives Blau, nachts der Sternenhimmel. Die Natur eröffnet neue Welten.
Die Gäste-Jurten könnten Nomaden gehören, so nahtlos fügen sie sich ins Gesamtbild ein. Das Hauptgebäude „Dino House“ wurde, den Grundsätzen des mongolischen Buddhismus folgend, ohne einen einzigen Nagel fertiggestellt und gleicht auch einem Tempel. Das dafür verwendete Holz stammt aus Sibirien, ökologische – und kulturelle – Nachhaltigkeit wird großgeschrieben. Zwei Hollywoodschaukeln aus sibirischem Holz auf der großzügigen Veranda bieten eine Logenplatz für all die Naturschönheiten. Im Untergeschoss wurde ein Mini-Kino eingerichtet, in dem bei frischem Popcorn Dokumentationen über die Mongolei gezeigt werden. Wenn es den Begriff “Glamping“ nicht geben würde, müsste er für die Three Camel Lodge erfunden werden. Ideal zum Abschalten oder Gedanken ordnen – oder beides.
Wohlfühlfaktor:
40 Jurten, darunter zwei Suiten (Genghis Khan, Khubilai Khan). Die Eingänge der Gers, wie die Unterkünfte auf Mongolisch heißen, zeigen allesamt nach Süden und bieten einen unverbauten Wüstenblick. In jedem der Rundzelte verströmt ein Holzofen Behaglichkeit, die handbemalten Kingsize-Betten sind ultrabequem, und durch das Zeltauge lässt sich auch vom Schlafplatz aus der Nachthimmel bestaunen. Ger bedeutet übersetzt “Heimat“. Flauschige Kamelhaardecken und die angeschlossene Bade-Jurte aus Stein haben mit Survival-Training jedenfalls nichts zu tun.
Eine große Dusche mit sehr gutem Wasserdruck und warmem Wasser zu jeder Tageszeit, natürliche Pflegeprodukte, Pantoffeln, Bademäntel und ein separates WC sorgen für maximalen Komfort. Die natürlichen Lichtverhältnisse machen die Jurten bisweilen ein bisschen dunkel, aber dafür sind die Lampen da. Elektrizität und Steckdosen sind vorhanden, WIFI und Internet gibt es im gesamten Camp nicht. Und das ist auch gut so.
Food:
Eine köstliche Lammkeule mitten in der Gobi? Oder Brokkolisuppe? Qualität und Auswahl der Gerichte im überraschen. Das Bulugtai-Restaurant, in dem Frühstück, Lunch und Dinner serviert werden, ist in einer eigenen Jurte untergebracht und verwöhnt selbst anspruchsvolle Genießer mit einem täglichen wechselndem Menu und frischen Zutaten. Gemüse und Früchte werden in einem Gewächshaus selbst angebaut.
Es gibt ausschließlich Bio-Fleisch, Milchprodukte werden von lokalen Nomadenfamilien gekauft und in der Lodge pasteurisiert. Wer traditionelle Dumplings (buuz) oder lokale Nudeln (tsuivan) probieren will – kein Problem.
Das Frühstücksbuffet ist eine Augenweide, der größte Hammer aber ist die “Thirsty Camel Bar“ im “Dino House“. Alle erdenklichen Whiskeysorten aus Schottland, Japan und den USA stehen auf der Karte, edler Vodka und sogar eine Flasche 1.999 Pavillon Rouge du Chateau Margaux für schlappe 1.500 Euro. Für besondere Anlässe.
Fitness/Wellness:
Sanddünentrekking gefällig? Khongoryn Els, die nördlichste Düne der Welt, erstreckt sich wie ein überdimensionaler Sandkasten auf fast 100 Kilometer Länge mitten in der steinigen Gobi. Das Besteigen der 300 Meter hohen Düne, die als singende Düne vermarktet wird, ist ein echter Workout. Zwei Schritte nach oben bedeuten einen Schritt zurückrutschen. Die Muskeln brennen, das Herz schlägt höher und vor allem schneller, aber zur Belohnung der Tortur kann man in kleinen Plastikschlitten runterrodeln. Für weniger Abenteuerlustige bieten sich Mountainbike-Touren, Wüstenwanderungen oder Ausritte an.
Zurück in der Lodge lassen sich in der Massage-Jurte sämtliche Strapazen mit Aromatherapien oder mongolisch inspirierten Behandlungen relativ einfach lindern. Schwedische Massagen oder Facials runden das Angebot ab.
Service:
Mehr geht nicht. Freundlichkeit und Herzlichkeit zu jeder Zeit. Wahrhaftigkeit und Nachhaltigkeit sind überall spürbar. Alle Angestellten sind von Urubshurov handverlesen. Zu wichtig ist ihm sein Großauftrag, Schönheit und Traditionen der Mongolei zu erhalten und an Touristen weiterzugeben. “Die Three Camel Lodge ist ein Geisteszustand“, erklärt der CEO, und recht hat er.
Mit Massentourismus hat sein Camp nichts zu tun, aber mit Loslassen und Ankommen.
Ein mongolisches Sprichwort sagt: “Besser einmal mit eigenen Augen sehen als tausendmal von anderen hören.“
Gesamtbewertung:
Busch-Fazit: Unvergessliches Mental-Wellness in der Gobi.